Die Hochschule für Musik und Tanz Köln bietet ein vielfältiges Spektrum in der Ausbildung von Musikerinnen und Musiker an. Im Instrumentalbereich werden alle Orchesterinstrumente sowie die zentralen Tasten- und Zupfinstrumente gelehrt. Wesentlich im Studienkonzept der Hochschule ist auch die Vermittlung der Aufführungspraxis diverser Epochen sowie der Stile des 20. und 21. Jahrhunderts einschließlich der Jazz- und Popstilistiken. Dabei liegt es in der Natur der Dinge, dass sich thematische „Landschaften“ bilden. Die fachspezifischen Anforderungen innerhalb dieser einzelnen Musikwelten sind so hoch, dass es manchmal schwerfällt, das Leben anderer „Landschaften“ näher kennenzulernen. Man bleibt „Tourist“.
Allein in der Musik für Tasteninstrumente gibt es viele unterschiedliche „Landschaften“. Die der Alten Musik, der Neuen Musik, des Jazz, der klassischen Musik auf modernen Flügeln, alle Stilrichtungen vom Frühbarock bis in die heutige Zeit, ob improvisiert oder komponiert. Dazu gehören auch so unterschiedliche Instrumente wie beispielsweise Orgel, Cembalo, Fortepiano, moderner Flügel oder Akkordeon. Immer aber gibt es Inhalte, die alle diese verschiedenen Welten miteinander verbinden. Die Brücken zwischen den „Landschaften“ können Themen wie das Improvisieren sein, der Tanz, die Musik eines Landes und vieles andere.
Einmal im Jahr gibt die Claviernacht den tastenspielenden Musikerinnen und Musikern der Hochschule und ihrem Publikum die Möglichkeit, sich gemeinsam einer dieser „Brücken“ zu widmen. In diesem Jahr fiel die Wahl auf ein Thema, das nicht nur alle Musiker berührt, sondern überhaupt alle Künstler – nämlich das Phänomen der Kommunikation. Die gesprochene Sprache und die tönende Musik haben da deutliche Gemeinsamkeiten.
So wie die gesprochene Sprache über die Jahrhunderte ihre Form verändert, so ändert sich auch die Form und Lesart der Sprache, die in Noten, Bögen und Punkten notiert wird. Sei es rhetorisch und buchstäblich „sprechend“, sei es die Übertragung von Gefühlen an sich. Das klingende Wort vermag auch das „Unaussprechliche“ unmittelbar zu kommunizieren. Hier ist es global verständlich, da es archaische Gefühle anspricht. Die psychologische Wirkung der Melodik und der Harmonik, also der Beziehung der Töne zueinander, spielt hierbei eine große Rolle. In diesem Sinne ist der Ursprung der Instrumentalmusik sogar im Sprechen an sich zu finden.
Diese Einheit von Sprache und Musik möchten wir mit dem Publikum der Claviernacht erleben.
„Sprache und Musik, Musik und Sprache - Töne sind höhere Worte (R. Schumann)“
Bei der diesjährigen Claviernacht erwarten Sie Werke u.a. von Kurtag, Ives, Mozart, Debussy, Eisler, Nono und Schumann aber auch Improvisationen über Gedichte von Verlaine, Schlegel und Jetteles und nicht zu vergessen die „Ursonate“ von Kurt Schwitters und „Anna Blume“ von Stefan Wolpe. Einer der Höhepunkte ist sicher die Uraufführung von „2nd Floor“ von Friedrich Jaecker. Zwölf Räume, in denen Klaviere gespielt werden, werden zu Klangräumen, deren Türen wie das Schwellwerk einer Orgel in bestimmten Momenten geöffnet und geschlossen werden.
Zudem steht Wolfgang Kostujak mit einem Lecture Vortrag über das „Sprechen am Klavier“, Paolo Giacometti mit einem Konzertvortrag über den „Kater Murr“ von E.T.A. Hoffmann und die Kreisleriana von Robert Schumann sowie der bekannte Kölner Schauspieler Bernt Hahn mit einem Melodram von Robert Schumann auf dem Programm. Um das Verständnis noch zu vertiefen, wird es in den Tagen vor der Nacht weitere Veranstaltungen geben. Wir laden ein zu Workshops, Vorträgen, einer öffentlichen Masterclass und Konzerten, die uns den Bezug von Sprache und Musik näherbringen.