Frédéric Chopin – Stiller Revolutionär im Exil
Dem Thema des gerade erst abgeschlossenen Klavierwettbewerbs folgend beschäftigt sich auch die diesjährige Claviernacht mit dem Komponisten Frédéric Chopin. In mehreren Konzerten, zwischen denen das Publikum wählen kann, werden aus unterschiedlichsten Blickwinkeln die Kompositionen Chopins, Werken anderer Komponisten gegenüber gestellt. Und es gibt noch eine Verknüpfung zum Wettbewerb: Die „Surprise Nocturne“ wird diesmal von den Preisträgerinnen und Preisträgern von Chopin+ gestaltet.
Der Abend hat aber noch viel mehr zu bieten: Unter dem Thema „Fédéric Chopin als Revolutionär der Harmonik und pianistischen Spielweise“ werden nicht nur Etüden und Sonaten von Chopin, sondern auch Werke von Debussy, Bartok, Ligeti und J.S. Bach erklingen.
Das Motto „Hören Sie La Pasta!“ weist auf den Belcanto Stil hin, der für Chopin eine maßgebende Inspirationsquelle des gesanglichen Stils auf dem Klavier war. Damit reiht Chopin sich in eine lange Tradition der Komponisten ein, für die der Gesang stets Vorbild für das Spiel auf Tasteninstrumenten war – u.a. J. S. Bach, C. P. E. Bach, Mozart, Hummel, Beethoven, S. Thalberg und viele andere mehr. Seine Angaben in der Notation nehmen die Idee der gesanglichen Phrasierung und insbesondere der Atmung, des Portamentos, des Timings nahezu direkt auf. Auch sein Rubato folgt dem Ideal des Kapellmeisters, der den Puls hält während der Sänger sich frei wie eine Girlande um diesen bewegt.
Im Eröffnungskonzert der Claviernacht erklingen polnische Lieder, Arietten und Mazurken von Chopin, Pauline Viardot-Garcia und Vincenzo Bellini, während unter dem Titel „Die Instrumente Frédéric Chopins“ unterschiedliche Klangästhetik und Spielweisen dreier Intrumente (Broadwood - Pleyel – Erard), die nicht nur maßgeblich im 19. Jahrhundert waren, präsentiert werden. Frédéric Chopin spielte mit Vorliebe ein Instrument der Firma Pleyel, wenn er sich wohl fühlte und im Besitz seiner geistigen Kräfte war. War er müde oder unpässlich, bevorzugte er den Erard, bei dem, wie er sagte, der Ton schon in seiner Definition gegeben war. Während seines Besuchs in England lernte er die Instrumente der Firma Broadwood & Sons kennen und schätzen. Er bezeichnete diese als „die englischen Pleyels“. Wir haben das Glück, in der Hochschule alle drei Modelle aus den Jahren 1843 – 1850 in einem Konzert präsentieren zu können. Auf dem Programm stehen Mazurken, Polonaisen und weitere kleine Juwelen, die insbesondere geprägt sind von der Inspiration des Augenblicks und den Facetten polnischer Musik, aber auch Werke seiner Freunde, wie z. B. Franz Liszt
Mit sieben Jahren wird Chopin Clavierschüler von Wojiech Zywny, mit zwölf Jahren wechselt er zu dem gebürtigen deutschen Komponisten und Pädagoge Joseph Anton Franz Elsner, der ihn auf die Aufnahmeprüfung am Konservatorium vorbereitet. Chopin wird geprägt durch die Musik J. S. Bachs und W. A. Mozarts. Darüber hinaus von der nationalen Musik Polens. Sowohl melodisch und rhythmisch, aber auch in der Artikulation und Ornamentik wird er zeitlebens von diesen Quellen geprägt sein. Unter dem Titel „Die Warschauer Zeit – Die Wurzeln der Chopinschen Sprache“ erklingen Werke seiner, von ihm sehr geschätzten Zeitgenossin Maria Agatha Szymanowska und des polnischen Komponisten und Diplomaten Michal Kleophas Oginski gespielt auf einem 6-oktavigen Wiener Modell aus dem Jahr 1815 nach Louis Dulcken.
Und last but not least werden zum Thema „Poly – Exil“ – Frédéric Chopin: einer von viel zu vielen Menschen, die aus ihrem Land in ein sichereres Land flüchten müssen“ Werke für Klavier solo und Kammermusik von Chopin und von Komponisten verschiedener Epochen und Länder zu hören sein, die ein ähnliches Schicksal geprägt hat.